Nach dem frühen deutschen Vorrunden-Aus der deutschen Tennis-Frauen beim Billie Jean King Cup klang Teamchef Rainer Schüttler ernüchtert.
„Das war natürlich gegen Italien nicht das Ergebnis, auf das wir gehofft haben“, fasste der frühere Australian-Open-Finalist zusammen: „Mit einer Niederlage ist man nie zufrieden.“
Den erhofften Einzug ins Halbfinale des prestigeträchtigen Mannschaftswettbewerbs verpasste die Auswahl mit dem 0:3 gegen Italien in Sevilla schon im ersten Gruppenspiel. Nur ein Erfolg hätte die Chancen aufrechterhalten, die Italienerinnen stehen nach bereits zwei Vorrundensiegen als Halbfinalistinnen fest.
Drei Tage, nachdem Siegemund als erste deutsche Siegerin im Doppel-Wettbewerb der WTA Finals einen historischen Erfolg gefeiert hatte, herrschte schon vor dem zweiten Gruppenspiel am Freitag (10.00 Uhr/Tennis Channel) gegen Frankreich Enttäuschung.
Schon nach den beiden Einzeln lagen die deutschen Tennis-Damen uneinholbar zurück. Schüttler hatte nicht die erfahrenen Tatjana Maria als deutscher Nummer eins und Laura Siegemund, die nach ihrem Triumph in Mexiko verspätet angereist war, aufgestellt. Der 47-Jährige hatte sich für Eva Lys und Anna-Lena Friedsam entschieden.
Zunächst musste sich Lys nach einem guten Beginn mit 6:7 (6:8), 1:6 Martina Trevisan geschlagen geben. Friedsam verlor gegen Jasmine Paolini klar mit 3:6, 2:6. „Ich weiß, dass ich das auf jeden Fall besser spielen konnte, aber ich habe trotzdem alles gegeben und bin natürlich sehr, sehr enttäuscht, dass es im Endeffekt nicht geklappt hat“, bilanzierte Lys.
Das Doppel spielte für den Vorrunden-K.o. keine Rolle mehr. Siegemund und Friedsam zogen im Match-Tiebreak mit 4:6, 7:6 (7:4), 9:11 gegen Lucia Bronzetti und Elisabetta Cocciaretto den Kürzeren. Maria war für das Doppel eingeplant gewesen, kam aber nicht zum Einsatz.
Ohne die nach der Geburt ihrer Tochter pausierende dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin Angelique Kerber war die Auswahl als Außenseiter in die Endrunde gegangen. Sie hatte auf eine Überraschung gehofft und sich das Halbfinale zum Ziel gesetzt. Das geriet schnell in weite Ferne.
Lys lieferte sich mit Trevisan eine zunächst ausgeglichene Partie, nutzte ihre Chancen aber nicht. Sie führte mit 5:3 und hatte später im Tiebreak einen Satzball. „Ich finde selbst bei 5:3 hatte ich schon eine gute Chance, aber da habe ich einfach zu viele Fehler gemacht, was auf dem Level einfach nicht sein darf“, sagte Lys. „Und den einen Satzball hat sie natürlich unglaublich auf die Linie gespielt. Da war ich einfach ganz oft zu passiv.“
In der Weltrangliste liegt die 21 Jahre alte Hamburgerin als 130. deutlich hinter der Linkshänderin (43.). Bei 1:4 verließ Lys bei einer medizinischen Auszeit mit dem deutschen Teamarzt den Platz und kam mit einem bandagierten Oberschenkel zurück. Lys habe sich „leider ein bisschen verletzt“, sagte Schüttler. Lys erklärte: „Im zweiten hatte sie dann einen guten Rhythmus gegen mich gefunden, und ich kam echt schwer mit ihrem Spiel klar.“
Mit dem Druck gewinnen zu müssen, war Friedsam klar unterlegen. Auch in diesem Einzel waren die Rollen klar verteilt: Die Andernacherin belegt in der Weltrangliste Platz 115, Paolini ist die Nummer 30. Keine Deutsche gehört momentan zu den Top 50. „Paolini hat extrem gut gespielt, hat Anna wenig Chancen gegeben, hat sehr aggressiv gespielt und in dem Fall verdient gewonnen“, sagte Schüttler.
Für den DTB ist es bei der zweiten Teilnahme an der Finalrunde des reformierten Wettbewerbs nach 2021 das zweite Vorrundenaus. Im April geht es mit der erneuten Qualifikationsrunde des Mannschaftswettbewerbs von Neuem los. Dann kann sich die Auswahl - womöglich mit der aus der Babypause zurückgekehrten Kerber - wieder für die nächste Endrunde des Wettbewerbs qualifizieren, der bis 2020 lange Fed Cup hieß.
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