Der Bundesverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen lehnt Berichten zufolge den Vorstoß von Unionsfraktionsvize Dorothee Bär ab, den Kauf von Sex in Deutschland zu verbieten. Ein solches Sexkauf-Verbot führe für Sexarbeitende in prekären Situationen zu noch schlechteren Arbeitsbedingungen, sagte der Verbandssprecher Kolja-André Nolte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Im Klartext: Gerade diejenigen, die eigentlich gerettet werden sollen, müssen in der Sexarbeit verbleiben.“ Das betreffe diejenigen ohne berufliche Alternative.
Mit ähnlichen Aussagen wird der Verband vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zitiert.
Die CSU-Politikerin Bär hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, den Kauf von Sex in Deutschland zu verbieten, um betroffene Frauen besser zu schützen. „Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt. Deutschland ist mittlerweile auch weltweit als Land für Sex-Tourismus sehr attraktiv“, sagte Bär der „Bild“. Nach ihrer Schätzung gibt es bundesweit derzeit rund 250.000 Prostituierte.
Die Grünen im Bundestag teilen den Vorstoß den Berichten zufolge ebenfalls nicht. „Wir Grüne sehen ein Sexkauf-Verbot kritisch“, sagte die frauenpolitische Sprecherin, Ulle Schauws. Die Union mache es sich damit zu einfach. „Wir wissen, dass Prostituierte durch ein Verbot in Gefahr laufen, in die Illegalität gedrängt zu werden.“
Seit Einführung des Prostitutionsgesetzes 2002 ist Prostitution in Deutschland nicht mehr sittenwidrig, sondern ein normales Gewerbe. Die damalige rot-grüne Koalition wollte mit dem Gesetz die rechtliche und soziale Lage der Prostituierten verbessern - allerdings ist aus Expertensicht zum Teil der gegenteilige Effekt eingetreten.
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